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Rückenprobleme vermeiden TEIL 2: Longieren

Von Hauptner Pferd

Longieren ist heute ein heiss diskutiertes Thema und die Ansichten und Meinungen über richtig und falsch könnten nicht unterschiedlicher sein.

Loingieren kann – betrachtet man es unter dem Aspekt der funktionellen Anatomie – eine gute Ergänzungen zum Reiten sein.

Da Pferde mit Rückenproblemen lernen müssen, sich loszulassen, den Rücken herzugeben und das Hinterbein wieder zu einem aktiven Abfussen zu bringen, ist es wichtig, dass sich Reiten und Longieren ergänzen statt sich zu widersprechen.

Beides sollte das Ziel haben, dass die Pferde wieder lernen, das Gebiss anzunehmen und über das aktiv abfussende Hinterbein die Anlehnung zu suchen. Das geht weder beim Reiten ohne Gebiss noch beim Longieren ohne Gebiss und Hilfszügel.

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Was das Longieren betrifft, gibt es sehr unterschiedliche Vorgehensweisen. Die einen longieren ausschließlich mit Kappzaum. Die Pferde haben die Pferde kein Gebiss im Maul, sind nicht ausgebunden, traben und galoppieren meist „auseinandergefallen“ auf der Vorhand im Kreis, was für den Muskelaufbau nichts bringt, denn das Hinterbein ist dabei im Allgemeinen wenig aktiv. Darüber hinaus kommt damit nicht zur notwendigen Anlehnung.

Unter dem Gesichtspunkt des Muskelaufbaus ist also reine Bewegungstherapie und man erreicht es nicht, dass der Rücken zum Schwingen kommt.

Wenn die Pferde dann nach einer gewissen Zeit den Kopf nach vorne unten strecken, hat das nichts mit der Dehnungshaltung zu tun, die man über das richtige Reiten erreichen will. Auch Pferde, die an der Longe dann fleissig vorwärts laufen haben dadurch nicht unbedingt ein aktiv abfussendes Hinterbein.

Longieren – aber richtig

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Longieren kann – richtig gemacht – eine sehr gute Ergänzung zu der Arbeit unter dem Reiter sein. Es gibt einige grundlegende Doe’s and Don’ts zu beachten und dann hilft Longieren, die Pferde in den ersten drei Stufen der Skala der Ausbildung sinnvoll zu unterstützen und dabei bequem Muskeln aufzubauen, ehrliche reelle Losgelassenheit zu erreichen.

Das gilt für das junge Pferd genau wie für das weiter ausgebildete Pferd. Auch der richtige und sinnvolle Einsatz von Hilfszügeln ist wichtig, damit das Pferd zu innerer und äußerer Losgelassenheit kommt.

Der Markt der Hilfszügel ist in den letzten Jahren sehr unübersichtlich geworden und es nicht einfach einzuschätzen, was zweckmäßig ist oder was dem Pferd mehr schadet, als es nutzt. Im Endeffekt geht es bei allem, was wir mit unserem Pferd tun und erarbeiten ja darum, dass es den Rücken hergibt, das Gebiss annimmt, Muskeln an den richtigen Stellen aufbaut und innerlich und äußerlich entspannt ist, sich also loslässt.

„Falsches Ausbinden von Pferden beim Longieren kann zu erheblichen Schwierigkeiten und Widerstsänden in der Ausbildungsarbeit führen. Daher muss sich der Longenführer vorher intensiv mit der jeweiligen Wirkungsweise der verschiedenen Ausbindezügel und Ausbindearten vertraut machen.“

Richtlinien, Band 6, Longieren, FN-Verlag, 1998

Ob die Arbeit an der Longe erfolgreich ist, hängt weniger von der Ausrüstung ab, die korrekt sein muss, als vielmehr von der Routine/Kompetenz  des Longenführers. Er muss erkennen, in welcher Situation (Alter, Ausbildungstand, erreichbare Ziele) sich das Pferd befindet und das Longieren darauf abstimmen (Zeit, Dauer, Hilfszügel, Vorgehensweisen etc.).

Die Hilfszügel, die wir hier vorstellen sind der Dreieckszügel, Laufferzügel und in einem ausführlichen Teil der Arbeit mit der Doppellonge. Dieser zwei Hilfszügelvarianten sowie die Doppellonge reichen vollständig aus, um ein Pferd korrekt zu longieren. Sicherlich könnte man sich noch mit den vielen anderen Hilfszügeln befassen, ihre Vor- und Nachteile erörtern, aber wenn man als Ziel verfolgt, dass das Pferd das Gebiss annehmen, den Rücken hergeben und sich loslassen soll, dann reichen diese Hilfszügelarten völlig aus.

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Der Einsatz der Dreieckszügel 

Bild: Für junge Pferde oder in der Lösungsphase bei älteren Pferden sollte der Dreieckszügel so lang verschnallt sein, dass sie sich in die Tiefe strecken können oder auch einmal herausheben können, wenn sie keine Kraft mehr haben. Ein zu kurz verschnallter Dreieckszügel führt zu Verspannungen, bei jungen Pferden vielleicht sogar zu Schmerzen, da die Muskulatur noch zu schwach ausgeprägt ist und sich das Pferd nicht lange genug in der gewünschten Stellung halten kann.

Beim Einsatz des Dreieckszügels lernt das Pferd, sich in die Tiefe zu dehnen und das Gebiss anzunehmen. Allerdings fehlt – auch dann wenn man sein Pferd leicht nach Innen stellt – die Anlehnung an den äußeren Zügel. Pferde, die noch nicht geradegerichtet sind, eine mehr ausgeprägte hohle und eine feste Seite haben, können sich beispielsweise nach Außen stellen, was man trotz verkürzten inneren Dreieckszügel nicht vermeiden kann. Versucht man trotzdem, das durch vermehrte Innenstellung zu erreichen, kommen die Pferde meist nur mit der Nase hinter die Senkrechte, verwerfen sich im Genick oder drängen über die äußere Schulter weg.

Auch lernen die Pferde mit Hilfe des Dreieckszügels nicht, an den äußeren Zügel heranzutreten. Von daher ist der Dreieckszügel für die Anfänge des Longierens eine gute Möglichkeit, das Pferd an den Hilfszügel zu gewöhnen. In der weiteren Ausbildung kann es dann sinnvoll sein, auf den Laufferzügel umzusteigen. Dadurch, dass man ihn auf unterschiedliche Weise verschnallen kann, hilft er bei allen Problemen, eine gute Lösung zu finden.

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Die Verwendung des Laufferzügels

Bild: Remonte beim Anlongieren. Die Laufferzügel sind sehr lang verschnallt, damit sich das junge Pferd dehnen kann. Sind die beiden Zügel dicht über einander direkt in zwei aufeinanderfolgende Ringe des Gurtes verschnallt, kann man das Pferd in die Tiefe longieren. 

Laufferzügel lassen sich auf unterschiedliche Weise einsetzen und nutzen. Schnallt man die beiden Riemen dicht übereinander ein, longiert man das Pferd in die Tiefe. Vor allem dann wenn der unterste Zügel am untersten Ring verschnallt ist.

Man sollte übrigens beim Longieren immer einen Gurt mit möglichst vielen Ringen verwenden. Das macht einen bei der Longenarbeit flexibler und man kann auf alle Situationen entsprechend reagieren. Heute werden vielfach Gurte angeboten, bei denen sich die Ringe nur im oberen Bereich befinden. Diese sollte man nicht verwenden, denn man kann das Pferd oft nur in (Fehlerhafter) Aufrichtung longieren. Viele Pferde kommen dann auch mit der Nase hinter die Senkrechte und geben den Rücken nicht mehr her.

Schnallt man die beiden Riemen des Laufferzügels weiter auseinander ein, also mit zwei bis drei Ringen zwischen oberem und unterem Zügel, kann man an Versammlung und Aufrichtung arbeiten. Das allerdings sollte man nur tun, wenn man über die notwendige Routine und das Know How verfügt, so dass das Longieren nicht zu Verspannungen führt, das Pferd unsicher wird und Stress hat.

Wenn man Laufferzügel verwendet, erleichtert man dem Pferd das Annehmen des Gebisses, da die Zügel beim Vorwärts-Abwärts-Dehnen durch den Trensenring gleiten können. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zum Dreieckszügel ist die seitliche Führung, die dem Hals des Pferdes am Widerrist Stabilität verleiht. Das ist auch ein Vorteil, den der Ausbinder mit sich bringt.

Junge Pferde: das Anlongieren

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In eine solche Situation sollte man nicht kommen. Man könnte es abstellen, wenn man die Ecken des Platzes zusätzlich mit Flatterband abgrenzt, da das Pferd dann eine weitere Begrenzung vor dem Ausbrechen hat. Junge Pferde geben schon mal unkontrolliert Fersengeld. Damit man in solchen Situationen Halt hat und sich nicht selbst verletzt sind festes Schuhwerk und Handschuhe unverzichtbar…

Wenn man beginnt, das junge Pferd anzulongieren, dann entscheiden schon die ersten Schritte der Arbeit mit dem Pferd über Vertrauen oder Unsicherheit. Bei Anlongieren sollte man sich sehr viel Zeit lassen und sich in der Anfangszeit einen Helfer organisieren, der einen unterstützt.

Da junge Pferde schon einmal unkontrolliert davon stürmen können, ist es sinnvoll, sich entweder mit Ständern, Hindernisteilen und Flatterband einen Zirkel abzustecken oder einen Longierzirkel zu nutzen. Das erspart viel Kraft für den Longenführer und sorgt für allem für kontrolliertes Gehen des Pferdes.

Hat das junge Pferd noch keinen Sattel auf seinem Rücken gehabt, sollte man zuerst mit einem Gurt longieren, da bei vielen Sätteln die Sattelblätter je nach Tempo unkontrollierbar flattern und sich manch ein junges Pferd davor erschreckt. Wenn der Sattel über einen Taschengurt verfügt kann man das vermeiden. Ansonsten sollte man einen gut gepolsterten Longiergurt vorziehen oder den Longiergurt über den Sattel legen und befestigen.

Viele junge Pferde – vor allem, wenn man sie selbst gezogen hat und sie den Umgang mit Menschen in allen Lebenslagen gewohnt sind – reagieren sehr unkompliziert auf Longiergurt oder Sattel. Es kann jedoch auch anders sein. Um kein Risiko eingehen zu müssen, dass das junge Pferd unkontrolliert davon jagd, kann eine helfende Hand sehr sinnvoll sein. Auch sollte man das junge Pferd an allen vier Beinen bandagieren oder Gamaschen zum Schutz anziehen. Ist das Pferd beschlagen, sind auch Sprungglocken ein zusätzlicher Schutz vor Verletzungen.

Zu Beginn sollte man die Longe nicht direkt im Gebissring verschnallen, sondern dem Pferd besser ein Halfter oder einen Kappzaum über die Trense ziehen. Die Longe hängt man dann beispielsweise innen am Halfter ein. Würde man sie am Mittelring unter dem Maul befestigen, würde die Gefahr bestehen, dass sich das Halfter über das Auge zieht. Das kann die Remonte verunsichern, schmerzhaft sein oder gar in überflüssigen Verletzungen enden.

Wenn sich das Pferd an das ungewohnte Laufen im Kreis gewöhnt hat, kann man im nächsten Schritt die Longe am Halfter innen und am Gebissring parallel befestigen. So lernt das Pferd mit dem leichten Druck auf dem Gebiss im Maul umzugehen, ohne dass es dabei ängstlich und unsicher werden muss.

Da jedes Pferd aufgrund seiner natürlichen Schiefe eine gute und eine schlechte Seite hat, kann es vorkommen, dass es auf der schlechteren Hand immer wieder versucht, umzudrehen und in die andere Richtung davon zu stürmen. Es bietet sich an, das Pferd erst dann mit etwas lang verschnallten Hilfszügeln auszubinden, wenn diese Phase vorüber ist, damit es sich nicht verletzten kann oder am Ende noch in die Hilfszügel springt.

Da die Remonte noch nicht im Gleichgewicht ist, kann nicht jedes junge Pferd seinen Körper bei der ungewohnten „Arbeit“ wirklich ausbalancieren. Allein schon Sattel oder Longiergurt können ausreichen, dass das junge Pferd aus dem Gleichgewicht kommt. Es muss das also erst einmal erlernen.

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Bild: Remonte mit sehr lang verschnalltem Hilfszügel. So kann sich das Pferd in die Tiefe dehnen. Wenn es dann einmal – wie auf dem Foto – zu tief kommt, sollte man das auf keinen Fall mit der Hand korrigieren wollen. Im ersten Schritt geht es immer um die Losgelassenheit des Pferdes – vor allem um die innere…

Der Hilfszügel wird bei der Remonte in der Anfangszeit so lang verschnallt, dass das Pferd nicht gestört wird. Erst im Laufe der Ausbildung kann man den Hilfszügel langsam bis auf die normale Länge verkürzen. Die Nase sollte dabei immer an der Senkrechten sein.

Beim Longieren sollte man sich eines zum Grundsatz machen, dann ist man immer auf der sicheren Seite. Im Zweifelsfalle den Hilfszügel lieber etwas länger zu verschnallen als zu kurz. Wenn sich das Pferd in die Tiefe dehnen kann, kann es sich immer entspannen und damit loslassen.

Longieren in Aufrichtung kostet das Pferd viel Kraft und ist für Pferde mit Rückenproblemen in den ersten Monaten absolutes No-Go. Sie müssen erst einmal lernen, den Hals fallen zu lassen und die Muskeln im Rücken müssen sich erst einmal an den richtigen Stellen aufbauen und an den falschen Stellen abgebaut werden. Das ist ein Prozess der lange dauern kann.

Das gleiche gilt für die Arbeit an der Doppellonge. Sie ist eine gute Ergänzung zum normalen Longieren. Man sollte allerdings damit erst beginnen, wenn das Pferd die Kraft hat, gelernt hat, die Anlehnung bei ausreichend langem Zügel zu suchen und sich nicht mehr mit festgehaltenem Rücken hinter dem Zügel zu verkriechen…

Mehr zur Arbeit an der Doppellonge lesen Sie im dritten Teil unserer Serie "Rückenprobleme vermeiden".

Sie möchten mehr über Anne Schmatelka und los-gelassen erfahren? Sehen Sie sich ihr Video an oder besuchen Sie ihre Webseite los-gelassen.com.

Am 9.7. um 19.00 findet ausserdem eine Veranstaltung auf der Reitanlage Hundsruggen statt. Thema: „gut reiten- so bleibt das Pferd gesund“. Anmeldungen an info@los-gelassen.com