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Rückenprobleme vermeiden TEIL 4: Sitz, Einwirkung und der passende Sattel

Von Hauptner Pferd

Der korrekte Sitz ist die Basis allen Reitens. Das ist eine über Jahrhunderte überlieferte Aussage, die heute noch so richtig und wichtig ist wie früher. Trotzdem wird nicht immer ausreichend genügend Wert darauf gelegt, oftmals aufgrund eines Mangels am dazu nötigen Wissen. Einknicken in der Hüfte, ein Verdrehen der handgelenke, ein Verdrehen im Oberkörper, eine zu hohe oder zu tiefe, zu breit geführte oder auch rückwärtswirkende Hand verhindern ein Loslassen des Pferdes, da das Pferd die Bewegungen ausgleichen muss. Je nach Grad der falschen Einwirkungen kommt auch das Pferd aus dem Gleichgewicht und verspannt sich dadurch. Diese Verspannungen manifestieren sich dann sofort im Rücken und können zu bleibenden gesundheitlichen Problemen führen. Dieselbe Problematik kann durch einen unpassenden Sattel, der das Pferd in seinem natürlichen Bewegungsablauf stört, entstehen. Desshalb werden im Folgenden die wichtigsten Grundprinzipien eines korrekten Sitzes, der richtigen Einwirkung und zur Auswahl eines passenden Sattels erläutert. 

Sitz und Einwirkung

Halbe Paraden:

Wie früher sind auch heute korrekte halbe Paraden, vermehrt am äußeren Zügel notwendig, damit das Pferd da Gebiss annehmen kann. Sie helfen darüber hinaus Pferde im Genick zum Nachgeben und zum Fallenlassen des Halses aufzufordern, Gangart und Tempo zu verringern, zu regulieren und das Gebiss anzunehmen, neue Lektionen und Übergänge einzuleiten, die Versammlung zu verbessern, zu erhalten und die relative Aufrichtung zu erreichen. Sie werden alle zwei bis drei Schritte, Tritte oder Sprüngen am äußeren Zügel gegeben und enden mit einem gefühlvollen Nachgeben der inneren Hand. 

Die Lektionen:

Eigentlich ist es einfach. Man muss nicht unendlich viele Lektionen beherrschen oder reiten, um Rückenprobleme beim Pferd zu vermeiden. Allein Übergänge und Tempounterschiede, Seitengänge (wie Schulterherein, Travers, Renvers langgezogene Traversalen), gebogene Linien und das in Verbindung mit Zügel aus der Hand kauen lassen sorgen dafür, dass das Pferd durch den Körper schwingt, sich loslassen kann. Beherrscht man höhere lektionen noch nicht, reicht schon eine korrekte gerittene Schlangenlinie in S-Form, die grosse und die kleine Acht, regelmässige handwechsel und korrekte Bahnfiguren, um das Pferd in der Rippenpartie geschmeidig zu machen. Das Risiko von Rückenproblemen reduziert sich somit auch mit dem zunehmenden Grad an Geradegerichtetsein. 

Der Sattel

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Eine flache und breite Sitzfläche mit wenig Pauschen wie auf diesem Bild ermöglicht einen losgelassenen Sitz.

Bei einer tiefen Sitzfläche und dicken Pauschen fühlen sich viele Reiter im ersten Moment gut hingesetzt. Jedoch verhindert ein solcher Sattel das Mitschwingen in der Bewegung und das Becken wird bei manch einem Model in eine falsche Stellung gebracht. Das führt schnell zu Rückenproblemen bei Reiter und Pferd. 

Die Auswahl an Sätteln ist in den letzten Jahren gewaltig geworden. Es gibt Fellsättel, Tiefsitzsättel, Sättel mit Holzbaum, mit Kunststoffbaum, baumlose Sättel, Sättel aus Leder, aus Plastik, mit verstellbaren Kopfeisen und viele weitere. 

Welchen Sattel soll man wählen?

Soll man einen Sattler konsultieren, ihn im Internet oder im Versandhandel bestellen? Für wen muss der Sattel passen? Für den Reiter, für das Pferd oder am besten für beide?

In allererster Linie muss der Sattel genau auf das Pferd passen. Das heißt, er muss auf das Gebäude des Pferdes abgestimmt sein. Je nach Form von Rücken und Widerrist muss man den Sattel auswählen. Das heißt auch, dass jedes Pferd seinen „eigenen“ Sattel haben sollte und man nicht zehn Pferde mit einem Sattel reiten kann. Können kann man das schon, aber es führt mit der Zeit zu Verspannungen und ggf. zu gesundheitlichen Problemen beim Pferd. Der Sattel muss aber auch zum Reiter passen. Dabei sind die Beckenstellung und das Gangverhalten des Reiters zu berücksichtigen.  Denn so wie ein Reiter geht, so reitet er auch, so Pferdeosteotherapeutin und Human-Physiotherapeutin Nicole Feldmann. Viele Frauen neigen beispielsweise oft dazu, das Becken beim Stehen nach vorne zu schieben. Dieses Verhalten ist dann unter anderem ein Hinweis auf die Beckenmuskulatur und auf den Sitz der Reiterin.  Auch die Kondition und die grundsätzliche Beweglichkeit eines Menschen spielen eine Rolle. Ist er ausbalanciert oder unausbalanciert, eher steif oder durch entsprechend viel Sport elastisch und reaktionsschnell? Neben der reiterlichen Fitness müssen auch anatomische Gegebenheiten Berücksichtigung finden: Gesäßgröße und -breite des Reiters. Wie groß sollte die Sitzfläche des Sattels sein? Man nimmt als Maßstab: Den Abstand zwischen Esterkante und Gesäß. Dieser sollte 4-5 Finger Platz betragen.

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Die Größe der Sitzfläche muss zur Gesäßgröße und -breite passen. Hier passt der Sattel perfekt zum Reiter und berücksichtigt auch Oberschenkellänge, -Winkelung und Beinlänge. Nur so kann sich der Reiter beim Reiten loslassen und „IM“ Pferd sitzen. Daneben sind die Beinlänge und Oberschenkellänge, -Winkelung und -Form ebenfalls wichtig. Bei der Beinlänge sagt man: Das Sattelblatt sollte ungefähr Mitte der Wade aufhören. Oberschenkellänge / Winkelung, Oberschenkelform und Breite geben Aufschluss darüber, wie der Reiter sitzen kann. Die mögliche Sitzposition ist dann wiederum für die Pauschen wichtig. Das heißt, die Position der Pausche, Pauschenform und Stärke sollten auf die Oberschenkellänge und Winkelung abgestimmt werden. Auch eine reiterliche Entwicklung sollte eine Pausche und ihre Position am Sattel „mitmachen“ können. Das heißt, wenn ein Reiter im Zuge seiner reiterlichen Entwicklung das Bein entspannt hängen lassen kann, sollte die Pausche das mittragen. Aus diesem Grund kann bei manch einem Reiter eine Klettpausche sinnvoll sein. Diese kann man dann je nach Entwicklungsstand anders positionieren. 

Jedes Pferd hat einen individuellen Körperbau und somit auch einen spezifischen Rücken. Es ist somit sehr wichtig bei der Sattelwahl die Eigenschaften des Pferdes genau zu analysieren und nach der entsprechend besten Lösung zu suchen. 

Zusammengefasst können zur Bestimmung des richtigen Sattels die folgenden Eckpunkte genannt werden: 

a)     Lage und Position des Sattels

b)     Passform

c)     Kammernbreite und Kopfeisen

d)    Form der Kissen

e)    Wirbelkanal

f)     Gurt

„Ein Sattel muss aus dem Aspekt des Tierschutzes so geschaffen sein, dass dem Pferd keine Schmerzen oder kleine bleibenden Schäden zugefügt werden. Hier muss beachtet werden, dass jedes Pferd anatomisch unterschiedlich ist, insbesondere bezüglich des Körperbaus, der Muskulatur, der Breite der Brust, der Knochenstärke usw. Im Laufe seiner Lebenszeit verändert sich ein Pferd. Ein junges Pferd hat noch keine ausgeprägte Muskulatur, da sich diese erst im Laufe einer korrekten Ausbildung entwickeln kann. Die Muskulatur eines Pferdes verändert sich durch fortschreitendes Alter, durch den Lebensraum, durch Krankheiten, durch Änderungen im Trainingszustand aber auch durch unterschiedliche reiterliche Nutzung. Aus diesen Gründen muss ein Sattel für jedes Pferd individuell angepasst werden und in regelmäßigen Abständen durch einen Sattler kontrolliert werden. Diese Kontrolle geschieht beim Reiten, sei es im Schritt, Trab oder Galopp sowie in Ruhe des Pferdes. Die Passform des Sattels sollte alle sechs Monate spätestens überprüft werden. Befindet sich ein Pferd im Muskelaufbau (Wiederaufnahme des Trainings nach Krankheit oder die Remonte), sollte man den Sattel alle 3-4 Monate kontrollieren lassen. Falsch liegende Sättel führen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu irreparablen Schäden des Pferdes. Weiterhin können Durchblutungsstörungen der Muskulatur oder das Einklemmen der Dornfortsätze beim Pferd auftreten.

Der Sattelbaum ist Hauptbestandteil eines Sattels. Alle anderen Teile bauen sich auf diesem Grundbestandteil auf. Er gibt neben der Sitzgröße auch die Kammerweite vor. Die Kammerweite definiert sich durch den Abstand der Ortspitzen zu einander. Der Abstand zwischen den Ortspitzen, die auf dem Pferderücken hinter den Schulterblättern aufliegen, definiert die Auflagetiefe des Sattels auf dem Pferderücken. Je weiter die Sattelkammer ist, umso tiefer kommt der Sattel auf dem Pferderücken zu liegen. Der Abstand zwischen dem Widerrist und der unteren Seite der Sattelkammer soll im nicht angegurteten Zustand mindestens 6 cm betragen, um ein tiefes Absenken des Sattels auf dem Widerrist –ein Berühren des Widerrist - zu verhindern. Die Sattelkissen stellen die Verbindung zwischen dem Sattelbaum und dem Pferderücken dar. Die Sattelkissen befinden sich an der unteren, dem Pferdrücken zugewandten Seite eines Sattels, bestehen aus Leder und sind mit Wolle oder ähnlich weichem Material gefüllt. Sie dienen dazu, den Druck des Reiters auf dem Pferderücken gleichmäßig zu verteilen, insbesondere um eine weiche Verbindung zum Pferderücken zu übermitteln. Das Sattelkissen eines Sattels besteht aus zwei einzelnen, unter dem Sattel nebeneinander liegenden Sattelkissen, zwischen denen ein ausreichender Freiraum für die darunter liegenden Dornfortsätze bleiben muss. Der Freiraum zwischen den beiden Sattelkissen soll mindestens 6 cm betragen. "Trotz der fortschreitenden Entwicklung und der Popularität von Sätteln mit einer tiefen Sitzfläche und dicken Pauschen, ermöglicht nur ein Sattel mit einer breiten flachen Sitzfläche und wenig Pauschen, dass sich Reiter und Pferd gleichermaßen entspannen und loslassen können. In einem Tiefsitzsattel verspannt sich der Reiter und in der Folge das Pferd. Das sollte man beim Kauf eines Sattels unbedingt berücksichtigen!“ meint der Sattelmeister Frank Wohlhorn.

Wenn man diese grundlegenden Dinge berücksichtigt, sein Training für die Zukunft darauf abstellt, dass sich das Pferd loslassen und entspannen kann, dann verschwinden Rückenprobleme so schnell wie sie gekommen sind und Kissing Spines haben für die Zukunft keine Bedeutung mehr. Sie sind zwar da und werden es bleiben, aber sie tun dem Pferd nicht mehr weh und man kann es – wenn man möchte - bis auf S-Niveau ausbilden und bis in ein hohes Alter reiten.

Anne Schmatelka

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