Geheimnisvoller Pferdehuf - die Feinheiten des Bewegungsapparates
Als Stossdämpfer im Gang und Anreger der Blutzirkulation erfüllt der Hufmechanismus des Pferdes lebenswichtige Aufgaben. Er beschreibt und beschäftigt sich mit sämtlichen Ereignissen im Huf, die durch seine Be- oder Entlastung entstehen, und sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken. Wird ein Huf belastet, so verändert die Hornkapsel ihre Form: Während der vordere Kronrand leicht zurückgeht, beginnt der hintere Teil, die sogenannten Trachtenwende, sich zu spreizen. Dies ermöglicht einen festen Halt und die notwendige Haftung auf verschiedenartigsten Untergründen. Bei der Entlastung, wenn der Huf sich wieder vom Boden abhebt, passiert genau umgekehrtes: Die Hornkapsel begibt sich in ihre ursprüngliche Form zurück.
Für das menschliche Auge sind diese hufeigenen Bewegungen auf den ersten Blick gar nicht erkennbar. Der Huf wirkt nach aussen hin eher starr - tatsächlich besteht er aber aus verschiedenen, teils festen und elastischen Arealen. Diese feinen Bewegungen, die den Huf schlussendlich überraschend flexibel machen, werden erst unter detaillierter Begutachtung deutlich.
Der Aufbau und Wirkungsweise des Hufes
Die für den Hufmechanismus bedeutenden Elemente sind der Strahl , die Blättchenschicht , die weisse Linie und der Hufballen . Über die Knochen wird das gesamte Gewicht des Pferdes auf den Huf übertragen. Diese Krafteinwirkung, die zuerst an die starren Hufbestandteile gelangt und von diesen an die elastischen Teile weitergeleitet wird, federt durch den Bewegungsablauf Schläge, Stösse und andere Arten von Erschütterung ab. Selbst bei den kleinsten Bewegungen und minimalsten Verlagerungen des Gewichts wirkt der Hufmechanismus und schont Fessel- und Karpalgelenk.
Ein Irrglaube ist, dass der Hufmechanismus bei schnelleren Gangarten sich automatisch ebenfalls verstärkt. In der Realität aber bleiben das Ausmass und die Effizienz des Mechanismus gleich. Im Huf selbst gibt es keine Muskeln, die je nach Gangart einmal mehr oder weniger angestrengt werden. Der Mechanismus richtet sich nicht nach der Anstrengung, die das Pferd insgesamt gerade verübt, sondern nach der Bewegung des Hufes, die aber immer dieselbe ist: Er erhebt sich vom Boden, winkelt sich nach hinten hin ab, streckt sich wieder und stellt sich zurück auf den Boden - im Schritt, Trab und Galopp ebenso wie in Spezialgangarten wie Tölt oder Pass.
Das Zusammenziehen und Ausdehnen der Hufkapsel bei der Be- und Entlastung fungiert dabei wie eine Art "Pumpe", die die Zirkulation des Blutes anregt. In Relation zur Körpergrösse ist das Herz eines Pferdes klein und damit nicht in der Lage, den Körper vollständig - bis in den letzten Zentimeter - mit Blut zu versorgen. Der Hufmechanismus unterstützt es dabei.
Diese Zirkulation ist aus gesundheitlicher Sicht für das Pferd von immenser Wichtigkeit, denn: Das Hufbein (Knochen) ist nicht fest verankert. Es wird lediglich durch eine Lamellenstruktur gehalten und hängt in der Hornkapsel. Damit diese Lamellen das Hufbein permanent stützen, halten und ihm andererseits die notwendige Flexibilität bieten können, ist die richtige Durchblutung nötig. Wenn Sie also feststellen, dass Ihr Pferd sich nicht oder verhältnismässig wenig bewegt, gilt es, die Ursachen dafür rasch eruieren. Durch zu viel Stillstand verschlechtert sich die Zirkulation des Blutes im Huf. Das Hufbein kann aus den Lamellen herausrutschen, da diese an Stabilität verlieren. Optisch wirkt der Huf dann wie gebrochen: Er hängt unkontrolliert herab, lässt sich fast vollständig umdrehen oder knickt beim Auftreten um. Auch Hufrehe kann eine Folge der schlechten Blutzirkulation sein.
Schuhe oder Futterzusatz - wie Sie Hufmechanismus und Blutzirkulation fördern können
Neben einer regelmässigen und gründlichen Hufpflege sind spezielle Hufschuhe in der Lage, den Bewegungsapparat zu unterstützen. Sie ersetzen den Beschlag mit Hufeisen und durch die Hufschuhe bleiben Hufe flexibler und elastischer. Da sich Hufeisen nicht den verschiedenen Gegebenheiten des Bodens anpassen, führen sie zu einer Bewegungseinschränkung. Dadurch verschlechtert sich wieder die Zirkulation des Blutes. Flexibles Material der Hufschuhe ermöglichen hingegen grösstmögliche Elastizität und Bewegungsfreiheit, wodurch der Huf seinen Bewegungsradius voll ausnutzen kann. Derartige medizinische Hufschuhe passen sich sowohl dem Untergrund als auch dem Huf an.
Eine weitere Möglichkeit ist ein spezieller Futterzusatz . Ein solcher empfiehlt sich vor allem dann, wenn ein Pferd vom Beschlag auf ein Barhufdasein umgestellt wird. Wenn der Huf für lange Zeit Eisen trägt, wird er gegenüber der Belastung bei direktem Bodenkontakt empfindlich. Er nutzt sich schneller ab und das Pferd kann anfangs durchaus ungewohnt auf das Barfussgehen reagieren. Ein Futterzusatz sorgt in Kombination mit der richtigen Hufpflege für ein robustes Horngebilde und reduziert so die schnellere Abnutzung, die für das Pferd schmerzhaft enden kann. Auch die bereits erwähnten Hufschuhe stellen hier eine gute Übergangslösung dar.
Bei der Hufpflege achten Sie darauf, dass Sie ihr zwar regelmässig und gründlich nachgehen, aber den Huf dabei nicht "Überpflegen". Unterhalb des Hufes (oder der Hufschuhe) dürfen keine Schmutz- oder Bodenreste mehr zu sehen sein. Entfernen Sie sämtliche Fremdkörper wie eingetretene Steinchen und überprüfen Sie den Huf auf seinen generellen Zustand. Hat er Risse? Sind stellen ausgebrochen? Fühlt er sich eher trocken an, ist er spröde? Fetten Sie trockene Hufe regelmässig ein. Der Aufwand der Hufpflege lässt sich reduzieren, indem beispielsweise auf den Bodenbelag der Pferdebox geachtet wird. Steht das Pferd über lange Zeit hinweg auf zu viel Ammoniak bzw. Urin, schadet dies der Hornschicht zusätzlich.
Alles in allem kann gesagt werden, dass sämtliche Faktoren zusammenspielen: Der beste Futterzusatz hilft dem Huf und seinem Mechanismus nicht, wenn der Bodenbelag das Horn zerstört oder ein Eisenbeschlag die Flexibilität des Hufes einschränkt. Sich nur einem Element wie dem Futterzusatz zu widmen, ist zu wenig, wenn Sie den Huf dauerhaft gesund halten wollen.